Marlis 8,5 Jahre 2. Klasse
Anamnese: Hauptproblem Lesen
Beim Lesen zunächst Schwindel, dann Kopfschmerzen und Augenbrennen, Buchstaben tanzen, Worte rutschen zu Wortketten zusammen, Doppelbilder, Ziehen in den Schläfen.
Liest nicht von sich aus, nur unter Druck.
Die Augen sind augenärztlich abgeklärt und ohne Befund
Die visuelle Analyse
Visus (Sehleistung) R: 0.60-1 L: 0.60-2 beidäugig 0.70 (Norm =1.00)
Augenfolgebewegungen: nur mit großen Schwierigkeiten möglich
Akkommodationsbreite: 6.75 dpt (entspricht einem 35 jährigen Menschen)
AC/A: 1.5 = Steif (Norm 4.00)
Phorien: Esophorie = angespanntes Sehen
Refraktion: R: +0.75L: +0.75 ‑0.25 90° (leichte Weitsichtigkeit)
Die Auswertung der Analyse zeigt, dass Marlis ohne optometrische Interventionen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit Kurzsichtig werden wird.
Die Analyse der Hand-Augenkoordination mit dem Van Ordenstern zeigt die blickmotorischen Störungen von Marlis auf anschauliche Weise. Sie hat keine Orientierung auf dem Blatt.
Empfehlung:
Brille auf energetischer Basis mit Gleitsichtgläsern zu Tragen nur für Schule, bei Hausaufgaben und Lesen
Brillenwerte R: +1.00 L: +1.0 ADD 1.00
Osteopathische Abklärung der Halswirbelsäule.
Visualtraining zur Unterstützung der Folgebewegungen.
Kontrolle nach 5 Monaten
Das angegebene Beschwerdebild ist mit der Brille fast ganz verschwunden.
Visus mit Brille: R: 0.90 L: 0.80 beidäugig 1.00
Der Van Ordenstern mit der Brille zeigt eine deutlich bessere Struktur, jedoch ist die linke Seite (visuelle Seite) noch offen.
Marlis beginnt zur Unterstützung optometrisches Visualtraining
Kontrolle nach 7 Monaten Visualtraining
Visus ohne Brille: R: 1.10 L: 1.10 beidäugig 1.25
Die Brille wird nur noch für langes Lesen (> 1h) eingesetzt.
Das Beschwerdebild ist vollständig verschwunden.
Augenfolgebewegungen: unauffällig
Akkommodationsbreite: altersgerecht 11.5 dpt
Der Van Ordenstern ist nun gut strukturiert und beiderseits geschlossen. Marlis hat es geschafft die Kontrolle über Ihre Augen zurück zu bekommen.
Zur Integration werden die Übungen ab jetzt für ca. 3 Monate ohne Betreuung weiter ausgeführt.
Kontrollmessung nach 4 Jahren
Anamnese:
Nur noch selten Kopfschmerzen (2x/Monat) bei ausdauerndem Lesen.
Sonst keine Auffälligkeiten.
Messungen:
Augenfolgebewegungen: flüssig ohne Sprünge
Konvergenznahpunkt: 6 cm, rechtes Auge langsamer
Visus ohne Brille beidäugig 1.1 R: 1.00 L: 1.00
Akkommodationsbreite: 11.5 (Norm)
Refraktion: R: +0.25
L: +0.25 ‑0.25 85
Fazit
In den 4 Jahren hat sich der Puffer von 0.75 dpt um 0.50 dpt auf 0.25 dpt reduziert. Durch die Erhöhung der Akkommodationsbreite hat sich die treibende Kraft der Kurzsichtigkeit abgeschwächt, dennoch hat sich die Weitsichtigkeit pro Jahr um 0.125 dpt reduziert.
Ohne die Intervention mittels Training und Brille hätte sich die Kurzsichtigkeit sicher um mehrere Dioptrien erhöht.
Aber- Marlis muss aufpassen, da mit zunehmender Nahtätigkeit (Lesen, PC, Handy) die Kurzsichtigkeit noch ansteigen kann.
Eine ansteigende Kurzsichtigkeit kündigt sich häufig an. Sie können es daran erkennen, wenn nach längerer Nahtätigkeit der Blick in die Ferne undeutlich ist und nach einer kurzen Zeit wieder aufklart. Die Augen haben sich durch die Nahtätigkeit verspannt, und die Verspannung löst sich wieder (funktionelle Kurzsichtigkeit). Bleibt es undeutlich, so hat sich die Kurzsichtigkeit integriert (strukturelle Kurzsichtigkeit).
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